Lektion 3: Behörden und Bürokratie

Hören

Ankommen und Erstaufnahme

Ursula arbeitet für Flüchtlingshilfe München. In diesem Video beschreibt sie, was passiert, wenn man als Geflüchtete in Deutschland ankommt. 

Arbeit mit dem Hören



 

Das Asylverfahren

Hier beschreibt Ursula den langen Weg durch die Behörden. 

 

Arbeit mit dem Hören



 

Kultur

Flüchtlinge, Geflüchtete oder Schutzsuchende? Begriffe, Definitionen und Debatten

Was ist eigentlich ein Flüchtling, sind Flüchtlinge und Asylsuchende Synonyme, und wie unterscheiden sich Geflüchtete von Migranten? In Deutschland ist das gesetzlich geregelt. Die Genfer Flüchtlingskonvention definiert Flüchtling als eine Person, die “aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will.” Flüchtlinge sind also politisch verfolgt, haben keine andere Wahl als ihre Heimatländer zu verlassen und können nicht zurückgehen. Darin unterscheiden sie sich von Migranten, die freiwillig ihre Länder verlassen. Natürlich ist es nicht immer klar, ob jemand Migrant oder Flüchtling ist. Es gibt auch immer mehr sogenannte “Klimaflüchtlinge”: Menschen, die nicht wegen politischer Verfolgung sondern wegen der Folgen des Klimawandels vertrieben wurden. Flüchtlinge in Deutschland können Asyl beantragen. Dann werden sie oft Asylsuchende oder Asylbewerber genannt. Früher hat man auch oft das Wort Asylant verwendet, aber da dadurch diese Personen fast immer als bedrohlich dargestellt wurden, gilt das Wort inzwischen als beleidigend und wird nicht mehr verwendet. Immer häufiger verwendet man “Geflüchtete” statt “Flüchtling,” um die möglicherweise entmenschlichende oder reduktionistische Endung “-ling” zu vermeiden und die Betonung auf den Prozess und die Erfahrung von Flucht zu legen. Es gibt aber verschiedene Meinungen zu diesen Begriffen. Andere finden Wörter wie Schutzsuchende passender.



Strukturen

Passiv

In einem Passivsatz liegt die Betonung auf der Aktion statt auf dem Agenten. 

Der Hund beißt den Mann. Der Mann wurde [von dem Hund] gebissen. 

Auf Englisch wird es oft empfohlen, Passiv zu vermeiden, aber auf Deutsch benutzt man es viel öfter. Es wird benutzt, um Prozesse zu beschreiben oder in Situationen, in denen der Agent unbekannt ist. Man bildet das Passiv mit einer Form von “werden” und dem Partizip des Verbs

 

Das unpersönliche Passiv

Einige Passivsätze haben kein Subjekt. Das kann bei Dativverben passieren oder mit intransitiven Verben (Verben ohne Objekte). 

Den Kindern wird geholfen. The children are being helped.

Hier wird nicht geraucht. Smoking is not allowed here.

Bei der Party wird getanzt. There is dancing going on at the party.

 

Oft befindet sich in solchen Sätzen ein “es” als Platzhalter. 

Es wird den Kindern geholfen.

Es wird hier nicht geraucht.

Es wird bei der Party getanzt.

 

Passiv mit Modalverben

Man kann das Passiv auch mit Modalverben verwenden. 

Modalverb + Partizip + werden

Präsens: Das kann gemacht werden.  That can be done.

Präteritum: Das Auto konnte repariert werden.  The car was able to be repaired.

 

Wiederholung



 

Lesen

Claudias Immigration

Claudia beschreibt, wie und warum sie nach Österreich gekommen ist und wie man eine Aufenthaltsgenehmigung und später die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen kann. 

Es ist nicht einfach, einen Aufenthalt in Österreich zu bekommen. Viele Leute glauben, es geht so–zack zack–aber es geht nicht so. Es ist nicht einfach. 

Ich wurde auch gefragt wegen der Staatsangehörigkeit, ob ich das durch die Heirat gekriegt habe und da war ich ein bisschen angefressen aber habe gelächelt und gesagt, “Ich habe jeden einzelnen Buchstaben gearbeitet. Und nein, ich habe es nicht durch die Heirat gekriegt.” 

Ich habe mein Abitur in Saudi Arabien gemacht und habe auch die Uni dort angefangen. Mein Bruder aber wollte Medizin studieren und deswegen wollten wir nach Deutschland zurückgehen. Wir haben dort gelebt, als ich ein Kind war und konnten Deutsch sprechen. Wir haben aber zuerst einen Zwischenstopp in Wien gemacht und Wien hat uns allen gefallen. Es ist hier so schön, so klein und fein. Mein Bruder hat Studienplätze in Wien und in Deutschland bekommen und wir haben uns entschieden, hier zu bleiben. Er ist zuerst gekommen und ich bin dann gefolgt. 

Ich bin also als Studentin nach Österreich gekommen und habe dann natürlich durch das Studium immer mein Visum verlängern können. Mit einem Studentenvisum darf man aber nicht arbeiten. Wenn man halt eine Aufenthaltsgenehmigung haben möchte, muss man arbeiten. Und da fragt man alle, “wie soll ich denn arbeiten, wenn ich es nicht darf?” Man muss zeigen, dass man dem Staat etwas anbieten kann, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Du kannst nicht einfach kommen und sagen, “Ja, ich bin da und bitte gib mir die Aufenthaltsgenehmigung.” Mit unseren wissenschaftlichen Karrieren konnten mein Bruder und ich zeigen, dass wir Österreich etwas anbieten konnten.

Wenn man endlich die Aufenthaltsgenehmigung bekommt, dauert es fünf Jahre. Nach zehn Jahren dürfte man die Staatsbürgerschaft beantragen. Das heißt, zuerst muss man eine Aufenthaltsgenehmigung kriegen und damit darf man arbeiten. Man arbeitet und zeigt, dass man integriert ist. Integrieren aber bedeutet nicht, dass ich meine Wurzeln vergesse. Ich respektiere meine Wurzeln, auch wenn ich nicht immer mit der Politik einverstanden bin. Aber ich respektiere auch dieses Land und die Regeln hier. Um zu integrieren, soll man die Geschichte und Kultur kennen, die Gesetze respektieren, die Politik und das Parlament verstehen, aber Nummer 1, 2 und 100 ist die deutsche Sprache zu lernen. Jeder muss einfach die Sprache lernen, sonst geht nichts. Man muss sich mit anderen Leuten verständigen können.

 

Arbeit mit dem Lesen



 

Diskussionsfragen

  1. Beschreiben Sie Claudias Lebenslauf. Warum ist sie nach Österreich gekommen und wie war es ihr möglich, dort zu bleiben?
  2. Claudia sagt, viele glauben, dass es nicht so schwierig ist, nach Österreich zu kommen. Was ist Claudias Erfahrung? Warum denken Menschen, dass es einfach ist?
  3. Wie definiert Claudia “Integration”? Sind Sie mit dieser Definition einverstanden?
  4. Was muss man Claudias Meinung nach zuerst machen, um sich zu integrieren? Warum findet sie das so wichtig? Stimmen Sie damit überein?