Lektion 3: Erweiterung

Lesen

Nikos Leben in der Deutschen Demokratischen Republik (Ostdeutschland)

Niko, wie war Ihr Leben in Westdeutschland oder Westberlin anders als in der DDR?

Ich hatte in meiner Jugend elf Jahre Russisch gelernt, ich konnte kein Wort Englisch. Meine erste Tรคtigkeit war, zur Berlitz School zu gehen, um Englisch zu lernen, denn das war die Hauptsprache im internationalen Geschรคft auf der Westseite. Das bedeutete, ich musste von Null an neu anfangen und das sofort, quasi von heute auf morgen, sonst hรคtte man gar keine Chance, im internationalen Geschรคft zu arbeiten. Auf der anderen Seite war es so, dass man wirklich gezwungen war, tรคtig zu sein. Im Ostteil Deutschlands war es so, man hatte zwar einen Job, man machte jeden Tag immer Dasselbe, aber deswegen hat niemand etwas Richtiges gemacht. Weil die Arbeit so langweilig war, haben sie sich mit allem beschรคftigt, nur nicht mit der eigentlichen Arbeit. Im Ostteil Deutschlands hat man das, was man gelernt hatte, eigentlich fรผr die nรคchsten zehn, zwanzig Jahren machen kรถnnen, ohne etwas Neues lernen zu mรผssen. Im Westteil war die Entwicklung auf dem Gebiet der Technik so stark fortgeschritten, dass man fast jeden Tag was Neues dazu lernen musste. Dort wurde man jeden Tag gefordert. Das war im Osten nicht der Fall. Dort gab es keinen Fortschritt.

Wie haben Sie sich darauf reagiert, als Sie erfahren haben, dass die Berliner Mauer gefallen ist?

Ich habe geweint vor Freunde und ich tue es eigentlich auch heute noch.

Denken Sie, dass es heutzutage immer noch einen Einfluss von der DDR in Deutschland gibt?

Ich habe gerade kรผrzlich erst wieder meine ehemaligen Kommilitonen besucht. Sie sind in dem Gebiet, wo sie studiert haben, das heiรŸt in Dresden, geblieben. Sie sind nicht in die Welt hinausgegangen. Siebzig Prozent der ehemaligen Kommilitonen haben heute noch keinen PC und keine E-Mailadresse. Denen genรผgt das alte Telefon und sie schreiben zum Teil mit Hand. Sie sind einfach nicht bereit, den Fortschritt, der sich hier bietet, noch zu nutzen und ihn als positiv einzusehen. Also das braucht noch mindestens eine Generation, bis das anders ist.

 

Arbeit mit dem Text

 



Hรถren

Zuwanderung 1: ein deutschsprachiges Dorf in der Tschechei

Arbeit mit dem Hรถren

 

Zuwanderung 2: eine รถsterreichische Familie mit einem spanischen Nachnamen

Arbeit mit dem Hรถren

 



Strukturen

Wenn man etwas รผber die Vergangenheit sagen oder schreiben will, gibt es mehrere Mรถglichkeiten:

das Perfekt (gesprochen), zum Beispiel:

    1. Magdalenas UrgroรŸvater ist aus der Tschechei gekommen.
    2. Er hat in einem deutschsprachigen Dorf gewohnt und hat fast kein Tschechisch gesprochen.

das Prรคteritum (geschrieben), zum Beispiel:

    1. Magdalenas UrgroรŸvater kam aus der Tschechei.
    2. Er wohnte in einem deutschsprachigen Dorf und sprach fast kein Tschechisch.

Auf Englisch heiรŸt das Perfekt โ€žpresent perfectโ€œ, weil das Hilfsverb (haben oder sein) im Prรคsens ist. Es gibt auch das Plusquamperfekt, oder โ€žpast perfectโ€œ auf Englisch, wenn das Hilfsverb im Prรคteritum ist (hatten oder waren).

Das Plusquamperfekt verwendet man, wenn es zwei Phrasen in der Vergangenheit gibt und man will klar machen, was zuerst (frรผher) passiert ist. Oft werden die Phrasen mit der Konjunktion โ€žbevorโ€œ oder โ€žnachdemโ€œ kombiniert.

Was ist hier zuerst passiert?

  1. Magdalenas GroรŸvater ist nach Oberรถsterreich geflohen.
  2. Magdalenas GroรŸvater hat in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt.

Satz B ist zuerst passiert. Weil Satz B frรผher war, muss dieser Satz im Plusquamperfekt sein, wenn wir diese zwei Sรคtze kombinieren. Vergleichen Sie diese Sรคtze:

Sprechen:

  • Magdalenas GroรŸvater hatte in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt, bevor er nach Oberรถsterreich geflohen ist.
  • Bevor Magdalenas GroรŸvater nach Oberรถsterreich geflohen ist, hatte er in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt.
  • Nachdem Magdalenas GroรŸvater in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt hatte, ist er nach Oberรถsterreich geflohen.
  • Magdalenas GroรŸvater ist nach Oberรถsterreich geflohen, nachdem er in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt hatte.

 

Schreiben:

  • Magdalenas GroรŸvater hatte in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt, bevor er nach Oberรถsterreich floh.
  • Bevor Magdalenas GroรŸvater nach Oberรถsterreich floh, hatte er in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt.
  • Nachdem Magdalenas GroรŸvater in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt hatte, floh er nach Oberรถsterreich.
  • Magdalenas GroรŸvater floh nach Oberรถsterreich, nachdem er in einem deutschsprachigen Dorf in der Tschechei gewohnt hatte.

 

Vergessen Sie nicht: โ€žbevorโ€œ und โ€žnachdemโ€œ sind beide subordinierende Konjunktionen, das heiรŸt, dass nach โ€žbevorโ€œ und โ€žnachdemโ€œ das konjugierte Verb am Ende der Phrase kommt.

 

Sรคtze mit dem Plusquamperfekt kombinieren 1: Schritt fรผr Schritt

 

Sรคtze mit dem Plusquamperfekt kombinieren 2:

 



Schreiben

Stellen Sie sich vor: Sie sind jetzt 80 Jahre alt und wohnen in einem anderen Land, weil Sie kurz nach dem Ende Ihres Studiums aus Ihrem Land fliehen mussten. Erzรคhlen Sie Ihren Enkelkindern Ihre persรถnliche Geschichte!

Wie war Ihr Leben, als Sie jรผnger waren? Was haben Sie gern oder nicht so gern gemacht?

Warum wollten Sie nicht mehr in dem Land, in dem Sie studiert haben, wohnen? Welche Probleme oder Schwierigkeiten hatten Sie dort?

Was fรผr kulturelle Unterschiede gab es im neuen Land?

Was haben Sie alles in Ihrem langen Leben getan?

Vergessen Sie nicht, โ€žbevorโ€œ, โ€žnachdemโ€œ und das Plusquamperfekt zu verwenden!

 



Wortschatz

Nouns

die Auswanderung
die Besatzung, -en
die Einwanderung
die Entwicklung, -en
der Fall, die Fรคlle
der Fortschritt, -e
die Freude, -n
das Gebiet, -e
der/die Geflรผchtete, -n
die Gesellschaft, -en
die Grenze, -n
die Kommilitonin, -nen / der Kommilitone, -n
das Kraftwerk, -e
die Mauer, -n
die Partei,- en
der Stacheldraht
die Tรคtigkeit, -en
die Vergangenheit
die Vorfahren (pl)
die Wahl, -en
die Zuwanderung

Verbs

beschรคftigen
erfahren / erfuhr / hat erfahren
fliehen / floh / ist geflohen
fordern
klettern
stammen
vermuten
verschwinden / verschwand / ist verschwunden
vertreiben / vertrieb / hat vertrieben
weinen
zwingen / zwang / hat gezwungen

Adjectives and Adverbs

bereit
ehemalig
fortgeschritten
kรผrzlich
schwierig
tรคtig
ursprรผnglich
verkehrt
vorher

Other Useful Words and Phrases

quasi
von heute auf morgen